Geschichte

Geschichte

Vorgeschichte

Kelten besiedelten als erste das spätere Waldenbucher Gebiet (etwa im 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr.). Bald nach Christi Geburt wird es Teil des römischen Zehntlagers. Vermutlich wird in dieser Zeit bereits eine erste Burg gebaut, um einen römischen Handelsweg durch das Aichtal zu schützen. Bis zum 5. Jahrhundert nach Christus werden die Römer von den Alemannen nach und nach verdrängt. Einem alemannischen "Waltheri" (Kriegsherr), Kurzform "Walto", wird die Namensgebung "Waltenbuoch" (Wald des Walto) zugeschrieben. Im 6. Jahrhundert unterliegen die Alemannen den Franken, die das heidnische Volksherzogtum Alemannien unter der Führung des Bistums Konstanz christianisieren. Ab dem 6. Jahrhundert wird es aufgeteilt, um den Widerstand seiner Bewohner zu schwächen. Im Jahr 1007 gehört Waldenbuch zur Gaugrafschaft Glehuntare.

12. bis 15. Jahrhundert

Waldenbuch ist im frühen Mittelalter Teil der Grafschaft Körsch, die zum Besitz des Hohenberger Grafen Burkhard II gehört. Im Jahr 1296 gibt es in einem "Vertragsbrief" den ersten schriftlichen Hinweis auf die Existenz und den Namen des Ortes. Darin wird ein Wernher von Waltenbuch erwähnt, der dem Frauenkloster Sirnau (bei Esslingen) ein paar Wiesen schenkte. Am 14. September 1363 ist Waldenbuch erstmals in einer Urkunde als Stadt genannt. Eine weitere Urkunde, vom 26. Oktober 1381, dokumentiert die Zugehörigkeit Waldenbuchs zu Württemberg. Im 15. Jahrhundert wird "der Herrschaft Wirtemberg Haus Scheuren und Hofraitin zu Waltenbuch" von Graf Ulrich wiederholt an dessen eigene Forstmeister, Waldvögte genannt, verkauft. Einer der Nachfolger Ulrichs wird Graf Eberhard im Bart, der 1477 die Universität Tübingen stiftet. Er löst das Wiederkaufsrecht der Habsburger auf den Schönbuch mit Geld ab und bringt Waldenbuch endgültig in den Besitz der Württemberger. Nach dem Tod des in den Herzogstand erhobenen Eberhard (1496) besucht dessen Witwe Barbara von ihrem Witwensitz im Böblinger Schloss aus häufig den Hasenhof in Waldenbuch. Die geborene Gonzage von Mantua betreibt dort eine Meierei und unterhält bei der Kochenmühle "eine stattliche Viehzucht".

16. bis 18. Jahrhundert

Von Herzog Ulrich werden Waldenbuch im Tübinger Vertrag vom 09. Juli 1514 die Stadtgerechtigkeit "nebst Sitz und Stimme in der Landschaft" bestätigt und die sogenannten Holzgerechtigkeiten zugesichert. 1534 verlegt der Herzog den Sitz des Waldvogts von Tübingen nach Waldenbuch. 1559 bekommt die Stadt ihr erstes Schulhaus. Drei Jahre später lässt Ulrichs Sohn Christoph auf dem Grund der früheren Burganlage ein Jagdschloss im Renaissance-Stil bauen, dessen erster Teil 1566 fertiggestellt ist. Es dauert aber bis zum Jahr 1690, bis der Bau in seiner endgültigen Form, mit Süd- und Westflügel und verschiedenen Anbauten, vollendet ist. In der Zwischenzeit bekommt Waldenbuch ein erstes Rathaus (1575), und 1607 wird schließlich auch die neue Kirche zum heiligen Vitus - in Gegenwart von Herzog Friedrich - eingeweiht. Der herzogliche Baumeister Elias Gunzenhäuser übernahm für seinen an das Schloss grenzenden Kirchenbau mit Renaissancegiebel die gotischen Fenster, den Turm (aus dem Jahr 1450) und einige Glocken der Vorgängerkirche. Der Turm erhält erst 100 Jahre später auf seinem viereckigen Unterbau einen neuen Aufsatz im Barockstil, mit einer "Spanischen Haube". Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1320. Die größte, von 1458, wird sogar das 20. Jahrhundert überdauern. 1721 fallen einer großen Feuersbrunst 13 Häuser zum Opfer. 1728 wird der alte Marktbrunnen durch einen "aus guten Steinen" ersetzt. 1753 wird eine erste Straße nach Dettenhausen gebaut, und der Kaufmann Daniel Wider eröffnet gegenüber dem Schloss einen ersten Laden. Waldenbuch hat bereits eine jahrhundertelange Tradition als wichtigste und noch bis 1845 einzige Post- und Pferdeumspannstation des Schönbuchs. In den Jahren 1793 bis 1799 sind hier die Dichterfürsten Schiller und Goethe und der österreichische Erzherzog Karl zu Gast.

19. Jahrhundert

In den unruhigen Zeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird das Schloss zunächst als Militärspital eingerichtet, bevor es per königlichem Dekret dem Kriegsministerium als Magazin zugewiesen wird. Ab 1820 gibt es im Schloss eine Apotheke und ab 1834 auch eine Arztwohnung. 1885 wird in Waldenbuch eine Industrieschule gegründet. 1844 kommt in einem Raum des Schlosses eine Kleinkinderschule (der erste Kindergarten) dazu. Im selben Jahr wird die "Vizinalstraße" (Ortsverbindung) von Böblingen über Waldenbuch nach Aich fertiggestellt. 1846 meldet Waldenbuch, einschließlich Glashütte, die neue Rekordzahl von 1868 Einwohnern. Ein städtisches Wasch- und Backhaus mit einem zusätzlichen Schulzimmer wird gebaut. In den folgenden Notjahren wird hier auch eine "Suppenanstalt" für die Armen eingerichtet. 1877 wird eine 50 bis 60 Mann starke Feuerwehreinheit aufgestellt, die erstmals Übungen abhält und mit Steigern, Rettern, Schlauchlegern, Buttenträgern und Schutzmannschaften "professionell" organisiert ist. 1886 wird eine neue Staatsstraße nach Stuttgart gebaut, die über Steinenbronn statt über die Schlößlesmühle führt. Zwischen 1890 und 1900 erhält die Glashütte ein eigenes Schulhaus, gründet einen eigenen Liederkranz und baut einen eigenen Friedhof. Waldenbuch wird wieder Sitz eines Forstamts.

20. Jahrhundert

1904 werden in Waldenbuch 1505 Einwohner gezählt. Davon leben 226 in der Glashütte, 55 auf dem Hasenhof und zusammen 44 bei der Oberen Sägmühle, der Bachenmühle und der Burkhardtsmühle. In der Stadt gibt es eine Postagentur mit Telegraphen, ein Forstamt, ein Bezirksnotariat, eine gewerbliche Fortbildungs- und Zeichenschule, zwei Ärzte und eine Apotheke.

Vier Jahre später richtet Waldenbuch mit Steinenbronn und Echterdingen eine "Automobilverbindung" nach Degerloch ein. Ab 1911 wird auch Tübingen mit einbezogen. Außerdem wird in diesem Jahr die erste Turnhalle eingeweiht. Später legen die Turner hinter der Halle, auf dem Gelände der heutigen Schokoladenfabrik Ritter, ein großes Sumpfgelände trocken und machen daraus einen ersten Sportplatz. In einer Zeit größter Armut und Inflation wird mit dem lange geplanten Bau einer Bahnstrecke begonnen. Es dauert acht Jahre, bis 1928 der Betrieb auf dem ersten Abschnitt zur Burkhardtsmühle aufgenommen werden kann. 1921 entsteht auf gemeindeeigenem Grund die Siedlung Liebenau, in der zuerst vor allem pensionierte Pfarrer und Beamte wohnen. Ab 1923 ist hier auch das Forstamt. 1931 wird die bisherige Teilgemeinde Glashütte voll eingemeindet. In der Nacht vom 15. auf dem 16. März 1944 erlebt Waldenbuch den schlimmsten Fliegerangriff, bei dem neun Wohnhäuser und 16 Scheunen vernichtet werden. Nach dem Krieg suchen in der Stadt viele Vertriebene ein neues Zuhause. 1947 wird auf dem Weilerberg mit dem Bau einer neuen Siedlung begonnen. 1950 wird dort auch die erste katholische Kirche (nach der Reformation) eingeweiht. Bis Mitte der fünfziger Jahre werden auf dem Steinenberg und in den Gebieten Kalkofen, Steigäcker und Breitne neue Wohnungen gebaut. 1956 nimmt eine neue Schule auf der Mühlhalde den Lehrbetrieb auf. In den siebziger und achtziger Jahren erhält Waldenbuch ein modernes Schulzentrum und bespielhafte Sport- und Freizeiteinrichtungen. Ein Stadtlehrpfad wird angelegt, und der traditionsreiche Stadtkern wird aufwendig saniert. Die Stadt hat Ende der neunziger Jahre rund 8.700 Einwohner.

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