Die Sandsteinskulptur "Leben"

Ein Kunstwerk von Willi Hahn

Willi Hahn

Monumental in Ausdehnung und Gestalt, blockhaft erdverbunden, von in sich ruhender Geschlossenheit, differenziert und voller Spannung in der Struktur der Oberfläche, dabei klar in Massen gegliedert, ist ein Bildwerk mit dem beziehungsreichen Titel "Leben" entstanden. In Pliezhauser Sandstein gehauen und geschliffen, hat Willi Hahn hier ganz eigenen Vorstellungen Gestalt verliehen.

Dem Stein, seinem Gewachsensein, seinen Schichtverfärbungen, seinem Charakter nachspürend, lässt der Bildhauer nur scheinbar den vorgegebenen Formen ihren Lauf. Vielmehr greift er ein, wo es Not tut. Indem der gliedert, Massen zusammenfasst, indem er Höhen und Tiefen setzt, Ebenen und Rundungen schafft, kleinteilig strukturiert oder großflächig arbeitet, führt er den Stein zu seiner unverwechselbaren, aussagekräftigen Form. Losgelöst von naturalistischen Vorstellungen ist er Sinnbild und archaisches Zeichen in einem. Leben bedeutet Wachsen, Gewachsensein, Zusammenhängen. Es bedeutet Spannung, Atmen, in sich Ruhen. Dies und mehr drückt der schöne Stein aus.

Im Laufe der neun Monate währenden Bearbeitung - geliefert wurde der Sandsteinblock im April 1987, als Kunstwerk abgeschlossen war er Ende 1987 - hat er durch zahlreiche, den künstlerischen Schaffensprozess kennzeichnende "Häutungen" Volumen verloren. Die ursprünglichen 7,9 t trafen für den Rohling zu. Willi Hahn hat die Skulptur gewählt, eine Ausdrucksform, die Behutsamkeit und Sensibilität voraussetzt. Wie leicht könnte durch einen Schlag alles zerstört sein! Der Stein misst heute 160 cm in der Höhe, 145 cm in der Breite und 150 cm in der Tiefe. Gegeben sind Durchschnittswerte. Abweichungen gibt es nicht nur an den Ecken, sondern sie sind durch die ganze unregelmäßige Form bedingt.

Nicht ausdrücklich auf eine Schauseite gerichtet, präsentiert sich das mächtige Gebilde in einer Fülle verschiedenartiger Ansichten, die sich im Umschreiten zu einem Ganzen fügen. Und erst im Kreisen um die Skulptur erschließt sie sich, gibt Spalten, Klüfte, Silhouetten preis, lässt Maserungen im Stein lebendig werden, stellt je nach Beleuchtung Felsnasen und Überhänge deutlich heraus. Organisches mischt sich mit Fantastischem. Assoziation und Körperform und Landschaft. Beschwörung des Grand Canyon oder der Felsenwüsten Utahs. Da zieht sich an der einen Seite ein breites geriffeltes Band als vertikaler Akzent durch den Stein. Strumpfband nennt es der Künstler. Und so sieht es tatsächlich aus.

Im oberen Teil als Relief behandelt, mit klaren Abgrenzungen zu den Seiten hin, im unteren Teil durch Verschleifungen und Verwerfungen stärker in die Oberfläche eingebunden, wirkt es wie ein Leitmotiv in der Komposition. Daneben, die Linie aufgreifend, modifizierend eine Verwerfung und eine Reihe von Einkerbungen und Wülsten. Wie gefältelt erscheint der Stein auch in der oberen Zone. Als schützende Umarmung legt sich das Relief um die Skulptur. Es bestimmt durch seinen Rhythmus sowohl die monumentale, karge Seite, die als großzügige, ruhige Komposition zu uns spricht, als auch die zur Hälfte gespaltene Front, die aufzubrechen droht. Es findet sich schließlich als vielgestaltiges Motiv in den Klüften und Scharten. Wie eine leise Modulation überzieht es Flächen, Übergänge verwischend, Kanten verschleifend. Variationen des Leitmotivs. Man fühlt sich vielleicht an Erosion erinnert, wenn man die Skulptur zum ersten Male sieht. Sind Wind und Gezeiten nicht über sie hinweggegangen?

Die geniale Schöpfung von Willi Hahn erweist sich als Aussage eines Bildhauers, der den Linien des Lebens nachsinnt, der den Stein nicht unterdrückt, der ihn vielmehr zum Sprechen bringt. Leben bedeutet ihm nicht konstruiertes Gegenbild, sondern ist behutsam ergriffene Natur. Und indem er ein Symbol des Lebens schafft, bedient er sich all jener Motive, die uns aus seiner Malerei, seiner Grafik und seinen Bildhauerwerken bekannt sind. Der Mensch, das Weibliche, die Urmutter sind seine Themen, mit denen er sich in immer neuen Ansätzen künstlerisch auseinandersetzt. Reduziert auf Grundformen menschlichen Seins haftet seinen Gestalten etwas Archaisches an. Unbedingtheit und Tragik äußern sich ebenso wie die Verwobenheit mit der Natur. Seine Skulptur "Leben" stellt eine gelungene Synthese von Mensch und Landschaft dar.

Willi Hahn hat die Skulptur im Auftrag der Stadt Waldenbuch geschaffen. Ihren Platz hat sie im Schulhof der Oskar-Schwenk-Schule.

Barbara Lipps-Kant

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